40 Jahre LOS-Verbund

40 Jahre LOS: Erfahrungsberichte

Wie Kinder, Eltern und Lehrkräfte über die Förderung der LOS denken

Am 2. Oktober 2022 feierten wir als LOS-Verbund unser 40jähriges Jubiläum. LOS gibt es heute an rund 100 Standorten in Deutschland und Österreich. In all den Jahren konnten in den einzelnen Lehrinstituten vor Ort rund eine halbe Million Menschen aller Altersgruppen gefördert werden. Das LOS-Konzept hat sich im Laufe der Jahre an die äußeren Umstände immer wieder anpassen müssen, aber eines ist nie verlorengegangen: der nachhaltige Erfolg unserer Förderung bei LRS und Legasthenie.

Zum diesjährigen Jubiläum wollen wir Kinder, Eltern und Lehrkräfte aus den LOS zu Wort kommen lassen. Denn sie haben die Förderung im LOS in der Praxis erlebt und können daher ihre persönliche Geschichte mit LOS am besten erzählen. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß und Freude mit ausgewählten Berichten aus 40 Jahren zur Förderung im LOS.

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Erfahrungen von Schülern mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche

Jean-Paul, Schüler LOS Erfurt

Jean-Paul, Schüler

LOS Erfurt

"Ich finde, dass sich der zusätzliche Zeitaufwand lohnt, weil man nochmal alle Stoffe wiederholt, bis man es wirklich verstanden hat." 
(Jean-Paul, 15 Jahre)

"Mein Name ist Sean-Paul und ich bin 12 Jahre alt. Ich bin an der IGS Erfurt und gehe in die 7. Klasse. Ich bin jetzt drei Monate im LOS. Ich bin gerne hier, weil das Lernen hier Spaß macht und man Kontakte mit anderen pflegen kann, die auch zusätzliche Hilfe in Deutsch brauchen. Ich finde, dass sich der zusätzliche Zeitaufwand lohnt, weil man nochmal alle Stoffe wiederholt, bis man es wirklich verstanden hat. Mir macht beim LOS am meisten Spaß, wenn man Lernspiele spielt. So kann man gleichzeitig spielen und lernen. Ich würde das LOS weiterempfehlen an alle, die eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben."

Aaron, Schüler LOS Halle

Aaron, Schüler

LOS Halle

"Für mich verbindet das LOS Schule mit Spaß." 
(Aaron, 16 Jahre)

"Guten Tag, mein Name ist Aaron Deutsch. Ich bin 16 Jahre alt und besuche seit der 3. Klasse das LOS Halle. Die Lage dieser Einrichtung ist sehr optimal für mich, da ich auf das gegenüberliegende Lyonel-Feininger-Gymnasium gehe.  Meine LOS-Stunden sind immer dienstags und freitags. Das liegt daran, dass ich nicht nur Probleme in Deutsch hatte, sondern auch in Englisch.  Nun bin ich in der 11. Klasse und meine Schullaufbahn nimmt langsam, aber sicher ein Ende. Nach der Schule möchte ich Lehrer werden. In den neun Jahren im LOS habe ich viel dazugelernt wie z.B. das flüssigere Lesen oder auch die verschiedenen Rechtschreibregeln. In der letzten Zeit jedoch konzentrieren wir uns auf die verschiedenen Epochen und Autoren, die die deutsche Literatur geprägt haben. Es ist sehr vorteilhaft, für den Deutschunterricht in der Schule, da ich sogar im Deutsch-Leistungskurs bin und wir gerade die Epochen behandeln. Man lernt außerdem sich Mut zu machen. Während der Stunden üben wir verschiedene Aufgaben und uns werden Regeln erklärt, die wir anwenden und üben. Ab und an lernt man auch was für sein Allgemeinwissen. Für mich verbindet das LOS Schule mit Spaß. Man sitzt mit verschiedenen Menschen in einem Raum und weiß, jeder von denen hat Probleme mit Deutsch oder Englisch. So macht jeder Fehler und man traut sich mehr Sachen zu sagen. So hat sich mein Selbstbewusstsein verbessert. Ich habe mich nie mit jemanden nicht verstanden, so machen die Unterrichtsstunden selbst nach einem 8-Stundentag immer noch Spaß. Man kann sich unterhalten und manchmal führe ich selbst nach der Nachhilfe noch Gespräche mit den Schülern.

Ich gehe jedes Mal gerne hin und weiß, dass selbst wenn ich einen schlechten Tag hatte, dieser durch die 90 Minuten im LOS verbessert wird."

Emma (Schülerin) und Annika Daum (LOS) LOS Forchheim

Emma (Schülerin) und Annika Daum (LOS)

LOS Forchheim

"Die Lehrer im LOS sind verständnisvoll, nett sowie gute Vorbilder fürs eigene Leben."
(Emma, 15 Jahre)

"Seit Beginn der fünften Jahrgangsstufe, seit knapp fünf Jahren, sitze ich jede Schulwoche im LOS Forchheim. Mittlerweile besuche ich die 9. Klasse der Realschule und werde nächstes Jahr meinen Schulabschluss machen. Früher habe ich mich oft gefragt, warum ich Förderung brauche, heute weiß ich die Antwort und bin froh, dass ich hier sein darf.

Vor dem Unterricht auf der neuen weiterführenden Schule, vor dem LOS, war ich eine durchschnittliche Schülerin, heute kann ich stolz von mir behaupten eine beinahe sehr gute Schülerin zu sein. Bevor das Positive der verschiedenen Lernmethoden und Arbeitsweisen bei mir hervortrat, ging ich nicht gerne nach sechs langen Schulstunden noch einmal zwei weitere Stunden zur Förderung. Ich meine, wer hat da schon Lust drauf?

Die Lehrer im LOS sind verständnisvoll, nett sowie gute Vorbilder fürs eigene Leben. Die Arbeitsatmosphäre ist angenehm ruhig und für die notwendige Konzentration genau richtig. Die Einheiten beinhalten Wiederholungen und Aufarbeitungen des eigentlichen Unterrichtsstoffes sowie Stoff, der zu einer erfolgreichen Abschlussprüfung führt. Das LOS sucht den passenden Lernstoff für das aktuelle Thema oder die nächste anstehende Schulaufgabe heraus.

Ebenfalls scheut das LOS keine Mühe, mit den Lehrern der Schulen zu kommunizieren, um ihre Schüler in jeder möglichen Schulsituation zu unterstützen. Beispielsweise geben die Dozenten dir Ratschläge, wie du auf deinen Deutschlehrer zugehen kannst, um die aktuelle Note zu verbessern oder schlagen dir Möglichkeiten vor, die dir nach einem nicht so tollen Jahr noch offenstehen. Ich selbst wurde von ihnen beraten, als mir der Stoff wegen zu vielen Fehltagen fehlte.

Heute bereue ich keine einzige Entscheidung. Das LOS hat viele Problematiken der betroffenen Schüler angehört, analysiert, die Möglichkeiten abgewogen und ihre Meinung, beruhend auf früheren Erfahrungen, abgegeben. Die liebevolle Strenge der Lehrer zeigt jedem Schüler, welche Fehler er macht, ohne ihn schlecht oder nutzlos fühlen zu lassen. Genauso eine helfende Hand, die sich so verhält und hinter einem steht, ist nicht überall zu finden. Durch diese Unterstützung muss ich keine Bedenken haben, ob ich meinen Abschluss schaffe, denn das liegt schon längst auf der Hand."

Richard, Schüler LOS Sömmerda

Richard, Schüler

LOS Sömmerda

"Ich habe von Anfang an einen sehr guten Lehrer gehabt, der mich bis heute unterrichtet und der größtenteils dafür verantwortlich ist, dass meine Rechtschreibfehleranzahl um rund 80% gesunken ist."  
(Richard, 15 Jahre)

"Das erste Mal aufgefallen, ist meine Schreibschwäche in der 5. Klasse. Mündlich war ich meist gut, aber meine schriftlichen Ergebnisse ließen zu wünschen übrig. Daraufhin suchten meine Eltern Rat bei ehemaligen Lehrern bzw. Eltern, deren Kinder ähnliche Probleme hatten. So stießen wir schnell auf das LOS. Und nach einem Beratungsgespräch mit der örtlichen Leiterin war klar, dass ich zukünftig meine Rechtschreibung im LOS trainieren werde. Vor meinem ersten Besuch war ich sehr aufgeregt und angespannt. Doch diese Anspannung verfolg schnell, da ich gut in die Lerngruppe aufgenommen wurde. Auch die Lernatmosphäre war super.

Ich habe von Anfang an einen sehr guten Lehrer gehabt, der mich bis heute, mittlerweile fast vier Jahre lang, unterrichtet und der größtenteils dafür verantwortlich ist, dass meine Rechtschreibfehleranzahl um rund 80% gesunken ist. Auch wenn es manchmal nicht ganz einfach für mich und meine Eltern, die mich anfangs zweimal wöchentlich 25 km bis ins LOS und wieder zurückgefahren haben. Mein Tag sah manchmal so aus, dass ich nach sieben Stunden Schule ins Auto gestiegen bin, dort während der Fahrt gegessen und Hausaufgaben gemacht habe. Trotz alledem bin ich immer wieder gern ins LOS gefahren oder habe in Corona-Zeiten meine Onlineaufgaben gemacht. Das LOS gibt mir so viel Sicherheit, dass ich vorhabe, noch ein weiteres Jahr zu bleiben."

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Ehemalige Schülerinnen und Schüler erzählen über ihre Zeit im LOS

Melissa, ehemalige Schülerin LOS Bruchsal

Melissa, ehemalige Schülerin

LOS Bruchsal

"Ich habe das beste Deutschabitur meines Kurses und das Zweitbeste meiner Stufe abgelegt." 
(Melissa, 18 Jahre)

"Ich war ab der vierten bis zur sechsten Klasse im LOS Bruchsal, da ich eine Rechtschreibschwäche habe. Mir ist Deutsch immer sehr schwer gefallen und ich mochte den Unterricht überhaupt nicht, was sich auch durch sehr schlechte Noten auszeichnete. Durch die Kurse im LOS habe ich nicht nur richtig schreiben gelernt, sondern auch den Spaß am Deutschunterricht (wieder)gefunden.

Ich habe dieses Jahr mein Abitur geschrieben und freiwillig Deutsch als Leistungskurs genommen, da es eins meiner Lieblingsfächer geworden ist und ich mit der Hilfe von Ihnen, Frau Hasbargen (Anm. d. Red.: Institutsleiterin im LOS Bruchsal), sehr viele gute Noten erreichen konnte.
Auch meine anderen Leistungskurse waren geprägt von vielen selbstgeschriebenen Texten, da ich wirklich meinen Spaß am Schreiben gefunden habe und dies in meinem weiteren Leben verfolgen werde. In meinem LOS-Kurs habe ich oft anderen mit der Rechtschreibung geholfen, da es für mich jetzt kein Problem mehr ist und ich automatisch die Wörter richtig schreibe.

Ich habe das beste Deutschabitur meines Kurses und das zweitbeste meiner Stufe abgelegt. Daher möchte ich mich bei Ihnen, Frau Hasbargen, bedanken. Mir haben die Stunden im LOS immer Spaß gemacht und ich wäre ohne diese Hilfe nicht so weit gekommen. Mir war es ein Anliegen, Ihnen das mitzuteilen. Denn vielleicht bin ich ein gutes Beispiel für die anderen Kinder, die von einer LRS betroffen sind, und konnte zeigen, dass es mit der Hilfe im LOS besser werden kann."

 

Sarah-Jane Breuchel-Udol (LOS) und Johanna (ehemalige Schülerin) LOS Neunkirchen (Saar)

Sarah-Jane Breuchel-Udol (LOS) und Johanna (ehemalige Schülerin)

LOS Neunkirchen (Saar)

"Als ich auf die neue Schule ging, hatte ich Angst davor, dass ich aufgrund meiner LRS ausgelacht oder ausgegrenzt werde." 
(Johanna, 16 Jahre)

"Mein Weg im LOS begann 2017 als ich mit elf Jahren die 5. Klasse einer Gemeinschaftsschule besuchte. Seither ist viel passiert!

Ich erinnere mich noch sehr gut an das Gefühl, als ich von der Grundschule in die Erweiterte ging. Mir war damals schon klar, dass ich aufgrund meiner LRS in der Schule ein bisschen anders behandelt worden bin. Doch in der Grundschule war das für mich kein richtiges Problem, meine Lehrer verstanden das und Freunde hatte ich auch. Doch als ich auf die neue Schule ging, hatte ich Angst davor, dass ich aufgrund meiner LRS ausgelacht oder ausgegrenzt werde. Letztendlich war es nicht so schlimm, doch manchmal hatte ich trotzdem das Gefühl ausgegrenzt zu werden.

In der Grundschulzeit besuchte ich viele Nachhilfen und Therapien (Ergotherapien). Damals wohnte meine Familie noch mit mir in Frankreich. Nach dem Umzug nach Deutschland kam meine Mutter durch Zufall auf die Webseite vom LOS. Meine Mutter ist mit mir nach St. Wendel gefahren, da wurden wir sehr nett begrüßt. Ich machte einen Test, um zu gucken, wo überhaupt mein Problem lag. Mit Hilfe des Tests kam heraus, dass Rechtschreibung und Grammatik für mich große Schwachpunkte waren und ich oft Wörter so schreibe, wie man sie spricht. Ab da ging ich jede Woche zweimal ins LOS nach Neunkirchen, da es näher von unserem Zuhaust entfernt war. Am Anfang hatte ich nie Lust hierher zu kommen und wollte lieber meine Freizeit genießen. Doch meine Mutter bestand darauf.

Drei volle Jahre im LOS und ich merkte mit der Zeit, dass ich Stabilität und Struktur im Fach Deutsch erlangte. Von 5ern und 4ern stieg ich zu 3ern und 2ern auf. Ich merkte selbst, dass es mir wirklich gut tat. Ich sah das LOS nicht mehr als Pflicht an, sondern viel mehr als Hilfestellung. Außerdem fand ich hier viele Freunde und letztendlich auch meinen aktuellen Freund mit dem ich schon fast 2 Jahre zusammen bin.

Doch mein Weg im LOS war noch nicht ganz zu Ende, denn je besser ich in Deutsch wurde desto mehr merkte ich, dass das Hauptfach Englisch mir immer mehr zur Last fiel. Also ging ich zu der lieben Frau Breuchel und fragte sie, ob es möglich wäre mir Unterstützung im Fach Englisch zu geben. So fing mein zweiter Abschnitt im LOS an. Diese zwei Jahre in Englisch vergingen wie im Flug. Am Anfang hatte ich einmal in der Woche Einzelunterricht. Wenn ich in der Schule vorher Englisch hatte und etwas gar nicht verstand, bekam ich keine Angst mehr wie vorher, sondern freute mich umso mehr auf meine Englischnachhilfe. Nach zwei Jahren änderten sich meine Noten auch hier dermaßen, von 6ern und 5ern wanderte ich hoch zu 3ern und 2ern. Ich war stolz auf mich und wirklich unglaublich dankbar für die Hilfe des LOS. Die Mitschüler, die mich von oben herab angeschaut haben, kommen heute zu mir und fragen mich, wie ich es bloß geschafft habe in dieser Arbeit eine 1 zu schreiben und keine 4 wie sie.

Mein Ziel war es, auf dieser Schule meinen Hauptschulabschluss zu schaffen, den ich nun stolz erreicht habe. Mein jetziges Ziel ist es, meinen Realschulabschluss zu schaffen. Im Moment spiele ich auch mit dem Gedanken mein Fachabi zu machen, denn ich weiß jetzt, dass ich mehr kann als ich gedacht habe.

Jetzt habe ich meinen Weg hier erfolgreich beendet und kann selbstständig meinen weiteren Weg gehen. Deshalb hoffe ich den Schülern Mut zu machen, die erst am Anfang stehen und hoffentlich auch so einen tollen Weg vor sich haben, wenn sie fleißig an sich arbeiten.

Für mich war es eine gute Zeit und ein gelungener Schulabschnitt.

Vielen Dank, LOS!"

Natascha, ehemalige Schülerin LOS Rastatt

Natascha, ehemalige Schülerin

LOS Rastatt

"Manchmal kommt der Spaß einfach erst nach dem Können und ich bin froh, dass meine LehrerInnen und ich durchgehalten haben und ich so Schreiben nun als wichtigen Teil meines Lebens bezeichnen kann."
(Natascha, 16 Jahre)

"Vor einer ganzen Weile, als ich am Ende meiner Grundschulzeit stand, kam ich zum Erstgespräch ins LOS Rastatt, da meine schlechten Leistungen im Bereich Lesen, Rechtschreibung und allgemein Deutsch für meine Eltern besorgniserregend schlecht ausfielen. Entsprechend war zu dieser Zeit mein Verhältnis zum Lesen und Schreiben von langen bzw. subjektiv lang empfundenen Texten am besten mit dem Wort „meh“ zu beschreiben.
Meine Bereitschaft für Veränderung in diesem Bereich hielt sich damals sehr in Grenzen, weshalb die ersten Jahre im LOS sehr beschwerlich waren. Arbeit steckt man nur gern in etwas, an dem man Spaß hat und damals war Deutsch auf meiner Liste, der spaßigen Freizeitaktivitäten irgendwo bei Müll rausbringen. Mit der Zeit ergab sich aber eine gewisse Routine und mit jedem Text, den ich widerwillig las, wurde der nächste ein μ (mü) weniger anstrengend.

In der achten Klasse war ich dann an dem Punkt, an dem ich in den Pausen Romane gelesen habe und die Referate meiner MitschülerInnen fast fehlerfrei auf Rechtschreibung korrigieren konnte. Deswegen endete meine Zeit im LOS hier.
Da ich Deutsch nun konnte, fing ich auch immer mehr an es zu mögen und mich auch in meiner Freizeit damit zu beschäftigen. Ich entdeckte Lyrik, Poetry Slams und auch das Schreiben eigener Texte für mich. Ich hatte nun ein völlig neues Werkzeug meine Gefühls- und Erlebenswelt auszudrücken. Mit Gedichten konnte ich Traumata verarbeiten, mit Kurzgeschichten über das Leben sinnieren und mit Essays die Gesellschaft satirisch kritisieren. Dabei erschuf ich diese Werke nicht immer allein und konnte so Freundschaften festigen, tiefe Gespräche führen und viel und oft herzhaft lachen.

Die Liebe zum Schreiben hat mich sogar so weit gebracht, dass ich dadurch in diesem Jahr den Scheffelpreis bekommen habe. Ohne das LOS hätte ich diese Liebe nicht entdeckt und deswegen bin ich bis heute dankbar für all die Stunden, die ich damit verbracht habe, mir frustriert ein fünftes Mal anzuhören, warum hier ein „das“ anstelle eines „dass“ stehen muss. Manchmal kommt der Spaß einfach erst nach dem Können und ich bin froh, dass meine LehrerInnen und ich durchgehalten haben und ich so Schreiben nun als wichtigen Teil meines Lebens bezeichnen kann."

Manuela, Wirtschaftsfachwirtin LOS Hamburg-West

Manuela, Wirtschaftsfachwirtin

LOS Hamburg-West

"Wir sind schließlich nicht dumm, wir brauchen manchmal einfach nur länger als andere." 
(Manuela, 35 Jahre)

"Vom Tor zu Rügen zum Tor zur Welt oder von Stralsund nach Hamburg und hängen geblieben

2004 – die 10. Klasse ist erreicht, Berufswünsche wollen in die Realität umgesetzt werden

Bereits nach einem Praktikum in der 9. Klasse war mir klar: Ich wollte im Büro arbeiten. Nicht im Handwerk, auch nicht draußen mit zu vielen Menschen, da ich mich eher als introvertiert bezeichnen würde. Also begann ich bereits während meines Abschlussjahres in der 10. Klasse mit dem Schreiben von Bewerbungen. Dies erwies sich als gar nicht so einfach. Ich erhielt so einige Absagen, bis ich dann schließlich zu den ersten Einstellungstests eingeladen wurde. Diese führten meistens nicht zum Erfolg – später erfuhr ich auch, warum.

2005 – ein vielversprechendes Vorstellungsgespräch

Erste Erfolgserlebnisse zeigten sich pünktlich zum Ende des 10. Schuljahres. Ich bekam die eine oder andere Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Während des Gesprächs bei einem größeren Unternehmen in der Nähe von Hamburg sollte ich in wenigen Minuten eine Präsentation darüber vorbereiten, warum ich genau die richtige Person für die Lehrstelle sei. Meine Schrift auf dem Plakat war viel zu klein und kaum zu lesen. Eine Ausbildungsstelle erhielt ich nach dem Gespräch nicht – aber die Chance, mich bei einem einjährigen Praktikum und das sogar in der Nähe meiner Heimatstadt, in Greifswald, zu beweisen. Ich nahm die Herausforderung an.

Praktikum in Greifswald, Förderung in Hamburg und viel Zeit auf der Autobahn

Damit nahm ich auch das Pendeln zwischen meinem Heimatort Stralsund und Greifswald in Kauf. Meine Praktikumsbetreuerin im Unternehmen machte mich auf meine Rechtschreibschwäche aufmerksam. Mit dieser habe ich mich zehn Jahre durch die Schule geschleppt, ohne dass jemand es erkannt hat. Jetzt erfuhr ich zum ersten Mal davon und noch dazu, dass ich etwas dagegen tun kann – und auch muss, denn als Industriekauffrau ist Lesen und Schreiben schließlich unumgänglich. Meine Betreuerin empfahl mir dann das LOS. In meinem direkten Umfeld gab es damals keine Lerngruppe für junge Erwachsene. Wenig später entdeckte ich glücklicherweise, dass es im LOS Hamburg-Eidelstedt eine solche gab. Dies bedeutete für mich einen durchgetakteten Alltag mit langen Fahrzeiten. Aber ich hatte ein Ziel. Ich wollte diese kaufmännische Lehrstelle bekommen, also zeigte ich Einsatz. Ein Jahr lang stand ich morgens um 5 Uhr auf und war erst abends zwischen 22 und 23 Uhr wieder zu Hause. Das war zwischendurch ganz schön anstrengend, aber es hat sich gelohnt: Ich erhielt meinen Ausbildungsplatz.

2006 – zurück in die Schule

Im August 2006 begann ich mit meiner Ausbildung, die mit mehreren 6-8-wöchigen Berufsschulblöcken verbunden war. Ich zog für meine Ausbildung nach Hamburg um, was die Fahrten zum LOS deutlich verkürzte. Dennoch hatte ich neben der Arbeit mit zwei Nachhilfeterminen in der Woche und den Fahrten zu meiner Familie, am Wochenende nach Stralsund, volles Programm. Die Arbeit im Unternehmen machte mir viel Spaß, daher wusste ich, wofür ich meine Freizeit hergab.

2009 – Der Start ins Arbeitsleben…

Wieder zahlte sich die Mühe aus. Im Mai 2009 absolvierte ich erfolgreich meine Prüfungen. Der Ausbildungsbetrieb übernahm mich und ich konnte sogar im gleichen Bereich weiter tätig sein. Was für ein Erfolg! Im LOS bleib ich noch bis März 2010, um meine Rechtschreibfertigkeiten weiter auszubauen. Ich kann allen jungen Menschen mit LRS nur empfehlen, etwas dagegen zu tun und nicht aufzugeben. Außerdem ist es sehr wichtig, dafür zu kämpfen, dass diese Schwäche von allen anerkannt wird. Das macht es uns wesentlich leichter. Wir sind schließlich nicht dumm, wir brauchen manchmal einfach nur länger als andere. Jeder hat doch was das er besonders gut kann und was nicht.

2022 – Stand heute

Mittlerweile bin ich Mitte 30, lebe immer noch in Hamburg und arbeite sogar noch immer selben Unternehmen, in dem ich damals ausgebildet wurde. Zwischenzeitlich habe ich eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin absolviert. Immer noch empfehle ich allen: Wenn eine LRS im Raum steht und erkannt wird, dann unbedingt das Richtige dagegen tun und eine Förderung in Anspruch nehmen. Ein Erfolg ist zwar nicht sofort zuerkennen, aber es lohnt sich dranzubleiben. Schließlich tun wir das für uns und was bringt es mehr Zeit für eine Prüfung zu bekommen, wenn man das Wort an der falschen Stelle im Duden sucht. Wenn man einen Traum oder ein Ziel hat, ist Dranbleiben und Durchhalten am wichtigsten. Es ist möglich, sich seinen Traum zu erfüllen.

Übrigens, mir ist insbesondere das 10-Finger-Schreiben, das man im LOS erlernt, bis heute eine gute Hilfe. Es war zwar anstrengend, diesen Fingertanz auf der Tastatur zu lernen, aber durch das Zerlegen der Worte fällt es mir leicht, einen Fehler zu erkennen.

Einige Wörter machen für mich bis heute keinen Sinn und ich schreibe sie konsequent im ersten Anlauf falsch. Beim zweiten Hingucken sieht es dann schon merkwürdig aus und ich lese es noch einmal und dann fällt mir wieder ein, warum mein Nilpferd so aussehen muss.  Also keine Scheu, traut euch."

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Eltern erzählen von den Erfolgserlebnissen ihrer Kinder und dem Umgang mit LRS

Louis, ehemaliger Schüler LOS Bamberg

Louis, ehemaliger Schüler

LOS Bamberg

"Lesen und Schreiben lernt man nur durch Lesen und Schreiben..." 
Eine Mutter berichtet von ihrem Sohn: Trotz LRS zum Studienabschluss

"Schon am Anfang der zweiten Klasse wurde uns klar, dass unser Sohn Louis Schwierigkeiten hatte mit dem Lesen und Schreiben. Allein das Buchstabieren war trotz intensiven Übens schwierig. Gespräche mit der Klassenleiterin, der Vertrauenslehrerin und dem Kinderarzt waren völlig überflüssig, da hier keinerlei verwertbare Hilfe oder Anregungen gegeben wurden, welche Möglichkeiten zur Unterstützung es überhaupt gibt. Endstation Lese-Rechtschreib-Schwäche?

Über eine Zeitungsannonce wurden wir auf LOS aufmerksam, das Lehrinstitut für Orthographie und Sprachkompetenz. Eine Einladung zum Infoabend und ein Einzelgespräch zur Beantwortung aller Fragen folgte. Und es war eine Offenbarung! Endlich jemand, der das Problem (er-)kannte, ernst nahm und Lösungen bot. Kompetenz statt Lesepfeil.

LOS holt jedes Kind an seinem jetzigen Ist-Können ab. Dazu wurde Louis getestet und die Auswertung mit mir besprochen. Sein persönliches Förderprogramm wurde mir vorgestellt und ein zeitlicher Rahmen genannt, in welchem eine Besserung zu erwarten sei. Lesen und Schreiben lernt man nur durch Lesen und Schreiben, von heute auf morgen geht das natürlich nicht. Systematische Verankerung vom Aufbau der Worte und Sätze helfen dem Kind, nachhaltig Lesen und Schreiben zu lernen, aber auch Textinhalte zu verstehen und selbst zu erstellen. Das war eines von Louis‘ größten Problemen: Was ist der Inhalt des vor mir liegenden Textes und wie kommt die von mir gewollte Aussage verständlich in meinen Aufsatz/Text?

In regelmäßigen Besprechungen habe ich erfahren, welche Lerninhalte vermittelt wurden und auch wo es noch hakt. Die Kinder sind dort keine „Nummer“, sondern Lisa, Max oder Louis, jedes einzelne ist bestens bekannt, alle Stärken und Schwächen dokumentiert. Aber auch ohne diese Gespräche haben wir kräftige Verbesserungen feststellen können. Schule kann Spaß machen, wenn man im Unterricht mitkommt. Das hat Louis auch erfahren dürfen.

Im Rahmen eines Elternabends habe ich sogar eine Förderstunde live kennenlernen können. Heißt es Radfahren, radfahren oder Rad fahren? Annullieren oder anullieren? Und wie war das noch mit den Kommas? „Ist doch easy Mama“, sagt mein Sohn. Klar, er hat’s ja auch gelernt.

Bei LOS gibt es keine Endstationen. Ganz im Gegenteil, dort wird die Zukunft gebaut. Mitte der zweiten Klasse schlug Louis‘ Klassenlehrerin noch vor, dass er die Klasse wiederholen sollte. Ende der zweiten Klasse war das Thema vom Tisch. Mit LOS hat Louis den Übergang ins Gymnasium problemlos geschafft und nach ein paar Jahren Pause hat er sich selbst einen Abiturkurs bei LOS verordnet. Er hat keine einzige Klasse wiederholen müssen, war nicht mal gefährdet. Inzwischen studiert er erfolgreich und wird sich nächstes Jahr in England auf den Bachelor und Master vorbereiten. Hätten wir das ohne LOS geschafft? Nein. So einfach ist das."

Kim, ehemalige Schülerin LOS Wuppertal

Kim, ehemalige Schülerin

LOS Wuppertal

Heute, acht Jahre später, macht Kim eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Die Schule hat sie mit der Fachoberschulreife und Fachhochschulreife abgeschlossen. 
Tim hat dieselben Schulabschlüsse gemacht, ist Groß- und Außenhandelskaufmann und beginnt gerade ein Studium der Wirtschaftspsychologie.
Eine Mutter berichtet über ihren Sohn Tim und ihre Tochter Kim

"Tim konnte es kaum noch abwarten endlich zur Schule gehen zu können. Er wollte seiner großen Schwester nacheifern. Dann war der große Tag da und Tim freute sich auf alles Neue was jetzt kommen sollte. Die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. Bereits zu Anfang des zweiten Schulhalbjahres wurden die Schwierigkeiten im Fach Deutsch gravierender. Für Tim wurden die Buchstaben zur Quälerei. Nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Lesen. Daraufhin wurde er mit der „Hamburger Schriftprobe“ getestet und dieser Test fiel dementsprechend schlecht aus. Tim zog sich immer mehr in sein „Schneckenhaus“ zurück und verhielt sich sehr abweisend gegenüber seiner Lehrerin. Er machte im Unterricht nur noch wenig mit. Tim hatte seine ganze Motivation zu lernen verloren. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis er bereit war, mir zu erzählen, warum er sich so verändert hatte. Tim glaubte er sei dumm.

In seinen Augen konnten alle anderen schnell schreiben und lesen. Genau das, was ihm so schwerfiel. Er glaubte auch, dass nur er alleine dieses Problem hatte. Dadurch war er demotiviert und total gefrustet. Tim hatte keine Lust mehr zur Schule zugehen. Immer wieder musste ich Tim seelisch aufbauen und ihm gut zureden, dass – egal wie schwer die Situation auch sein mochte –, wenn er es schaffen wollte, er auch alles schaffen könne. Nicht immer führt der gerade Weg zum Ziel manchmal muss man eben Umwege gehen, um dorthin zukommen.

Dann wurde uns gesagt, dass wir Tim auf Legasthenie testen lassen sollten. Wir haben lange überlegt, wie und wo wir das machen lassen sollten. Nachdem ich ein langes und sehr aufschlussreiches Telefonat mit LOS Wuppertal geführt hatte, machten wir einen Termin aus. Tim wollte sich aber nicht mehr testen und auch nicht weiter quälen lassen. Wir haben ihm gut zugeredet und er willigte irgendwann ein. Als wir den Termin im LOS hatten, merkte Tim wie viele Kinder dorthin kamen. Darüber war er sehr erstaunt, denn er glaubte, nur er hätte dieses Problem. Am Anfang ging er nur zögerlich in den Unterricht, aber als er merkte, dass er mit „seinem Problem“ nicht alleine war, machte er gute Fortschritte. 

Was vor allem auffiel, dass sich sein Selbstbewusstsein positiv veränderte. Tim traute sich wieder mehr zu und dadurch verbesserte sich auch seine ganze Lernsituation. Natürlich brauchte alles seine Zeit, das ist das, was unsere Kinder leider viel zu selten bekommen. Zeit sich zu entwickeln und zwar in ihrem Tempo. Es gibt dafür keine Richtlinien oder Vorgaben. Das wird bisher leider in den Schulen noch nicht berücksichtigt. 

Tim hat es geschafft. Er hat drei Jahre im LOS Wuppertal durchgehalten. Seine Noten haben sich stetig in kleinen Schritten verbessert. Er steht jetzt kurz vor seinem Schulabschluss, den er mit der Fachoberschulreife mit Qualifikation abschließen wird. Seine jetzige Deutschnote im E-Kurs ist eine Zwei. Ich habe es mir immer für Tim gewünscht, dass er das schafft, aber es war ein langer Weg dorthin. Wenn wir eins gelernt haben, ist es das: Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Alles, was man braucht, ist Zeit und Geduld und die richtige Unterstützung. Vielen Dank nochmal an das ganze LOS-Team!

Seit fast zwei Jahren ist auch unsere Tochter Kim bei LOS Wuppertal. Auch bei ihr kann man ähnliche Fortschritte und positive Veränderungen feststellen. Vor allem die Stärkung des Selbstbewusstseins ist hervorzuheben; und dadurch geht man mit schulischen und anderen Problematiken einfach besser um."

Justus, Schüler LOS Wiesbaden

Justus, Schüler

LOS Wiesbaden

“Als das erste Diktat in der Grundschule mit 16 Fehlern zurück kam, war der Kommentar der Lehrerin an meinen Sohn Justus: Das machst du mit Absicht!“ 
Eine Mutter berichtet von ihrem Sohn Justus

"Als das erste Diktat in der Grundschule mit 16 Fehlern zurück kam, war der Kommentar der Lehrerin an meinen Sohn Justus: “Das machst du mit Absicht!“. Es kamen noch andere Schwierigkeiten dazu, was uns veranlasste, die Schule zu wechseln. Eine aufmerksame, erfahrene Lehrerin erkannte bereits nach kurzer Zeit, dass wir unseren Sohn mal auf Legasthenie testen lassen sollten. Mit so einer Aussage ist man als Mutter erst mal überfordert und muss sich informieren. Mein Kind sollte so etwas haben?

Eine liebe Kollegin bekannte sich, nach meiner Kundgabe der wahrscheinlichen Diagnose Legasthenie, dass sie selbst in den ersten Kursen des LOS in Saarbrücken war und all das, was sie heute ist (Lehrerin für Pflegeberufe) dem LOS zu verdanken hat. Schnelle Kontaktaufnahme und schnelles Auffangen im LOS Wiesbaden verschaffte Justus die Möglichkeit an seinem Defizit zu arbeiten. Wir entschieden uns für den Samstags-Kurs, wo er alle Förderstunden der Woche hintereinander absolvieren kann. Justus war traurig, dass er am Samstag nun auch noch zur Schule sollte. Kommentare, wie „..ich habe nun gar kein richtiges Wochenende mehr!“ musste ich mir anhören und er verstand nicht, warum er da nun auch noch hingehen musste. Ich erklärte es ihm so, dass ich nun nach der bestätigten Diagnose vom LOS nicht so tun könnte, als wenn ich es nicht wüsste. In zehn Jahren würde mich Justus dann wahrscheinlich fragen, warum ich nichts gemacht hätte. Wir machen es jetzt immer so, dass er samstags ins LOS geht und wir anschließend alle zusammen was Tolles machen. Da freut er sich darauf!

Die letzte Testung vor zwei Wochen und es macht uns alle nach drei Jahren besonders stolz, weil Justus seine größte Verbesserung erreicht hat, die er jemals hatte. Dieses erreichte Niveau gilt es nun weiter zu stabilisieren."

Tamim, Pharmazeut LOS Halle

Tamim, Pharmazeut

LOS Halle

“Ich war begeistert von den vielfältigen Unterrichtsmethoden, auch am PC zu einer Zeit, als dies noch nicht selbstverständlich an den Schulen war.“ 
Eine Mutter berichtet von ihrem Sohn: Vom Naturwissenschaftler zum Autor

"Bei meinem Sohn zeigte sich schon früh das Interesse für Naturwissenschaften. Leider ging dies auf Kosten der sprachlichen Interessen. Lexika und Wissensbücher waren gefragt, am liebsten aber vorgelesen, Geschichten eher nicht. Lesen – keine Lust, Schreiben auch nicht – auch ein kleines Urlaubstagebuch kostete höchste Überredungskünste. Den Sprung aufs Cantor-Gymnasium hat er gut geschafft, aber hier waren natürlich auch die sprachlichen Anforderungen zu bewältigen. Alle meine eigenen Bemühungen trugen keine Früchte, wir konnten ihn nicht begeistern. Ich entdeckte das LOS, wir gingen zu einem ersten Gespräch mit Test. Ich war begeistert von den vielfältigen Unterrichtsmethoden, auch am PC zu einer Zeit, als dies noch nicht selbstverständlich an den Schulen war. Mein Sohn war einverstanden es zu probieren. Gesagt, getan und durchgehalten, zweimal pro Woche, zunächst nur Deutsch, dann einmal Deutsch und einmal Englisch über einen Zeitraum von drei Jahren. Wann sich bei ihm „der Schalter umgelegt“ hat, weiß ich nicht genau, aber in der Oberstufe, als die Zeit für das LOS wegen Prüfungsvorbereitungen nicht mehr ausreichte und ich etwas zweifelnd einverstanden war, den Vertrag zu beenden, schaute er seine Lieblingsserien und YouTube-Beiträge auf Englisch. Sein Ziel war ein Pharmazie-Studium und da wusste er, dass er da nicht durchkommt, ohne englische Texte zu lesen. Sein Abitur-Geschenk war ein zweimonatiger Sprachkurs Englisch auf Malta. Die Grundlagen waren gelegt. Den ersten Baustein hierfür hat er aus dem LOS „mitgebracht“.

Durch die verschiedenen Herangehensweisen an Sprache im Unterricht und die verständnisvolle Vermittlung durch die Lehrer am LOS hat sich mein Sohn den Sprachen geöffnet – Englisch funktionierte nun sogar sehr gut.

Dass Englisch aber nicht Deutsch ersetzt, erschloss sich ihm spätestens, als er während des Studiums trainierte, Bewerbungen zu schreiben. In dieser Zeit hörte ich manches Mal von ihm: Wie war die Empfehlung dazu vom LOS? Man hatte fast den Eindruck, es mache ihm nun Spaß, zu schreiben. Dass dieser Eindruck nicht falsch war zeigt, dass er nach seinem Studium einen „Studienführer der etwas anderen Art für Pharmazie-Student:innen“ geschrieben hat.

Ohne den Anschub durch das LOS wäre die sprachliche Entwicklung nicht so gut verlaufen, da sind wir sicher -  mein Sohn mindestens so wie ich."

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Institutsleiter und Pädagogen sprechen über Erfahrungen aus 40 Jahren LOS-Förderung

Michelle, Pädagogin LOS Köln-Nord

Michelle, Pädagogin

LOS Köln-Nord

“Ich kann im LOS hautnah miterleben, wie sich schulische Leistungen verbessern und die Freude beim Lesen und Schreiben größer wird.”
Michelle Kruse (Pädagogin im LOS Köln-Nord) berichtet über ihre Lehrtätigkeit im LOS

"Seit über einem Jahr arbeite ich im LOS Köln-Nord und ich durfte nicht nur mein Wissen im Bereich der Lese- und Rechtschreibförderung erweitern, sondern auch wertvolle praktische Erfahrungen sammeln. In meinem Lehramtsstudium habe ich gelernt, wie wichtig individuelle Förderung für schulischen Erfolg ist. Die Möglichkeiten der gezielten Förderung im LOS schätze ich besonders, denn sie setzt an den im Rechtschreibtest festgestellten momentanen Fehlerschwerpunkten an. Außerdem ist die Gruppenförderung im LOS etwas Besonderes, weil die Kinder durch die meist homogeneren Gruppen lernen, dass sie mit ihren Erfahrungen in der Schule nicht allein sind und im LOS stets positive Erfahrungen sammeln. Neben Lese und (Recht)schreiben lernen die Kinder auch weitere Fertigkeiten, wie Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein, Motivation und Lernfreude.

Die Arbeit mit den Schülern und Schülerinnen macht mir insbesondere viel Spaß, weil ich die Auswirkungen der Fortschritte miterleben darf. Es ist motivierend zu sehen, wie das Selbstbewusstsein mit jedem Erfolgserlebnis wächst. Der enge persönliche Kontakt und die intensive Betreuung ermöglichen es mir, gezielt auf die Stärken und Schwächen der Lernenden einzugehen, was im regulären Schulunterricht oft nur schwer realisierbar ist. Die Kinder und Jugendlichen kommen sehr gerne ins LOS, da sie in der Kooperation von- und miteinander lernen können.

Für mich ist die Arbeit im LOS eine perfekte Ergänzung zu meinem derzeitigen Masterstudium. Ich gewinne wertvolle Einblicke in die Praxis und kann meine theoretischen Kenntnisse direkt im Unterricht umsetzen. Darüber hinaus habe ich durch das LOS Fortbildungen, Schulungen und Webinare besucht, die meine Fachkompetenzen neben dem Studium erweitern. Das Vertrauen, das die Kinder mir entgegenbringen, und die Freude, wenn sie ihre Ziele erreichen, machen die Arbeit für mich besonders erfüllend. Ich kann im LOS hautnah miterleben, wie sich schulische Leistungen verbessern und die Freude beim Lesen und Schreiben größer wird."

Renate, LOS-Pädagogin LOS Hamburg-West

Renate, LOS-Pädagogin

LOS Hamburg-West

"Die Chancen von Menschen mit LRS zu erhöhen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen, das ist mein Antrieb und meine Motivation!" 
Renate (Pädagogin im LOS Hamburg-West)

Renate Wonisch-Geißler, Sozialwirtin und Sozialpädagogin, ist LOS-Pädagogin im LOS Hamburg-West:

"Wie ich ins LOS gekommen bin und warum ich schon 20 Jahre als Pädagogin dort arbeite: Schon vor 2000 leitete ich einen Kreativkurs mit Frauen ausländischer Herkunft über den Verein Migration, Pinneberg. Der Schwerpunkt lag auf der Förderung der deutschen Sprachkompetenz der Teilnehmerinnen sowie der Verbesserung sozialer Kontakte und Integration. Auch in einer Grundschule arbeitete ich in der Ausländerförderung mit dem Schwerpunkt, die Lese-, Sprach- und Schreibfähigkeiten der Kinder zu verbessern. Beide Aufgaben machten mir viel Freude und bereicherten meinen Erfahrungsschatz.

Als sich dann vor 20 Jahren die Gelegenheit bot, im LOS in Elmshorn mitzuarbeiten, habe ich diese gerne ergriffen. In Bereichen, in denen ich bei den Kindern in der Schule an Grenzen stieß, und auch seitens der Schule keine spezielle Hilfe angeboten werden konnte, bot das LOS genau die individuelle Förderung durch die pädagogische Therapie, die mein Herz höherschlagen ließ.

Schüler*innen mit Lese- und Rechtschreibschwäche (früher: Legasthenie), deren Selbstbewusstsein durch viele schlechte Schulnoten beschädigt war und denen mit klassischer Nachhilfe nicht wesentlich geholfen werden konnte, bekamen im LOS die wissenschaftlich-fundierte Hilfe, ihre Probleme beim Lesen und Schreiben selbst zu beheben. Die Schüler werden nicht wie in der Schule nach Klassenstufen, sondern nach Leistung in Gruppen eingeteilt.

Dafür durchlaufen sie am Anfang einen Test, durch den die Schwächen der Schüler deutlich werden. Somit kann ein individueller Lehrplan erstellt werden, der ständig an die Leistungssteigerungen der Schüler*innen angepasst wird. Für den Lernerfolg verwendet LOS eigens angefertigte Materialien, die wissenschaftlich überprüft werden. Ein sehr entscheidender Punkt zur Bewältigung, der zuvor als unbehebbar angesehenen Probleme, ist der neue Aufbau von Motivation der teilweise resignierten Schüler*innen. Dort setzt die LOS-Pädagogik an. Zielgerichtet an den Ursachen beginnend, führen kleine Erfolge schließlich zu dem angestrebten Ziel.

Das Arbeiten erfolgt in kleinen Gruppen. Hier profitieren die Schüler*innen voneinander. Sie haben in der Gemeinschaft die Möglichkeit, sich über ihre Erfolge zu motivieren. Ebenfalls finden sie in ihrer LOS-Gruppe bei Misserfolgen, z.B. sich in der Deutsch-Klassenarbeit in der Schule eine Fünf eingehandelt zu haben, Verständnis und Trost. Die Schüler können sich über schulische Erfahrungen austauschen und mit der Zeit wächst das Vertrauen in der Gruppe deutlich. Dies ist ein wichtiger Part, da es sich beim Training gegen eine Lese-Rechtschreibschwäche um ein langfristiges Projekt handelt, das nicht innerhalb eines halben Jahres beendet werden kann. Ich beobachte immer wieder mit Freude, wie ein anfangs stiller, schüchterner Schüler bzw. Schülerin nach drei Monaten LOS-Unterricht plötzlich aufblüht, lebendig und gelöst am Unterrichtsgeschehen teilnimmt und alle damit bereichert. Das sind für mich tolle, wertvolle und freudige Erfahrungen. Ein wichtiger Grund für mich, dass ich gerne im LOS bin und mit den Kindern arbeite.

Es lohnt sich wirklich! Jedes Kind denkt/lernt anders und braucht ganz spezielle Förderung/Unterstützung, um das individuelle Potenzial jedes Kindes möglichst gut auszuschöpfen. Meine Aufgabe sehe ich darin, den Kindern dabei zu helfen, jene eigenständigen, kreativen und lernbereiten Individuen zu werden, die sie sein wollen. Ich habe in den 20 Jahren LOS-Tätigkeit gelernt, jedes Kind von Herzen so anzunehmen wie es ist sowie seine Individualität und Persönlichkeit zu respektieren. Grundlage allen Lernens und Unterrichtens ist die vertrauensvolle Beziehung zwischen Kindern und der lehrenden Person, die ich in diesem Fall bin. Das ist die Voraussetzung für ein gutes Lernklima.

Da die Welt sich mittlerweile so rasant verändert, dass niemand weiß, welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen die heutigen Kinder in 20 Jahren brauchen werden, gilt es, sie in ihrer Lernfreude und ihrem Selbstwertgefühl zu stärken. Die Zukunft ist nur schwer voraussehbar, und so fehlt uns weitgehend die Vorstellungskraft, wie die zukünftige Schule aussehen muss. Einen sicheren Orientierungspunkt jedoch gibt es: Die Kinder als lernende Wesen sehen und sich darauf ausrichten. Das versuche ich nach bestem Wissen zu tun.

Nach meinen Erfahrungen brachte/bringt das laufende Training im LOS im Allgemeinen rasche und gut messbare Erfolge. Nach fünf, sechs Monaten sind in den meisten Fällen schon echte Fortschritte sichtbar. Das motiviert die Kinder sehr stark, wenn sie anfangs in einem Text 30 Fehler hatten und nach einiger Zeit schon weniger als die Hälfte der früheren Fehler gemacht haben. Aus meinen Beobachtungen kann ich erkennen, dass nach einer Eingewöhnungsphase die Kinder sich mit der Zeit im LOS viel positiver und selbstbewusster verhalten. Sie erfahren, dass sie immer besser lesen und schreiben können und die Gemeinschaft mit den anderen Kindern in der Gruppe ihnen gut tut.

Bei manchen Kindern geht es langsamer voran, bis sich sichtliche Erfolge bemerkbar machen, da ist viel Geduld und gutes Zureden meinerseits erforderlich. Wie oft habe ich erlebt, dass Kinder mit ausgeprägter LRS am Anfang wenig Fortschritte machten (zum Leidwesen der Eltern), mit einem Mal aber der Durchbruch kam und die Lernerfolge steil nach oben schossen. Das sind keine Einzelbeispiele. Es gibt keine hoffnungslosen Fälle. So etwas habe ich nie erlebt.

Das Lernen mit digitalen Medien, den Online-Lernprogrammen im LOS ist ein fester Bestandteil unserer erfolgreichen LOS-Förderung. Die Lernsoftware orientiert sich an der LOS-Methode und ist sehr bedienerfreundlich. Die meisten Schüler*innen arbeiten gerne und motiviert am PC in den Lernprogrammen: Tastentrainer, Wort-, Schreib-, und Textkiste und die Kinder freuen sich über ihre Erfolge, die sie selber im Leistungsbericht abrufen können.

Das Erlernen des 10-Finger-Schreibens ist nachweislich eine wichtige Grundlage für die Verbesserung der Rechtschreibleistung und noch dazu überaus nützlich für den Einsatz im Alltag, ob in der Schule oder im Beruf. Die meisten Kinder lieben das Tastaturschreiben, weil sie schnell, erkennen, dass es sich lohnt, darin fit zu werden. Auf einer Tastatur werden sie ihr Leben lang schreiben. Das Prinzip des Zehnfingerschreibens ist einfach. Es gibt die sogenannte Grundposition. Die Finger der linken Hand belegen dabei die Tasten A, S, D und F – angefangen mit dem kleinen Finger auf dem A. Die Finger der rechten Hand liegen ab dem Zeigefinger auf J, K, L und Ö. Von dort aus geht es nach unten oder oben zu dem nächstgelegenen Buchstaben. Die Daumen schweben über der Leertaste. Wer das einmal begriffen hat und das kontinuierlich übt, der weiß, beim Schreiben längerer Texte: „Die gehen dann mit zehn Fingern deutlich flinker von der Hand.“ Ich hatte einige Schüler, die im LOS das Zehnfingersystem systematisch gelernt haben und meist mächtig stolz darauf waren. Zurecht! Beim Zehnfingersystem hingegen gucken sie nicht mehr auf die Tastatur. Sie wissen, welche Wege die Finger zu gehen haben.

Abschließend ein paar Bemerkungen. Lesen und Schreiben ist der Schlüssel zur Welt. Wer diese Techniken nicht beherrscht, wird von bestimmten Erlebnissen von vornherein ausgeschlossen. Die Chancen von Menschen mit LRS zu erhöhen, ihre Ziele zu erreichen und ihre Träume zu verwirklichen, das ist mein Antrieb und meine Motivation! Die Erfolge der Kinder und die Dankbarkeit der Familie sind für mich mehr als eine reiche Belohnung für unsere/meine Arbeit."

Luca, ehemaliger Schüler LOS Buxtehude

Luca, ehemaliger Schüler

LOS Buxtehude

“Irgendwie muss das doch gehen, das Lesen und Schreiben.“  
Björn Peinemann (LOS Buxtehude) berichtet über seinen Schüler 

Björn Peinemann (Institutsleitung LOS Buxtehude) über Mut, Fleiß und den unbändigen Willen von Luca, der Buchstaben trotz Lese-Rechtschreib-Schwäche Herr zu werden:

"Es gibt Momente im Leben, die den Ausgangspunkt für eine großartige Erzählung bilden. Meistens wird uns erst rückblickend bewusst, dass ein bestimmter Tag oder ein ganz bestimmtes Ereignis den Beginn einer besonderen Geschichte markiert. Mittwoch, der 09.05.2012, war ein solcher Tag.

An diesem Tag lernte ich im Rahmen eines Beratungsgespräches Luca und seine Mutter kennen. Schon im telefonischen Vorgespräch wurde deutlich, dass Luca von Beginn an große Schwierigkeiten hatte, das Lesen und Schreiben grundsätzlich zu erlernen. Die erste Klasse hatte er bereits wiederholt. Nun besuchte er die dritte Klasse.

Einen Text auf dem Leseniveau der zweiten Klasse konnte Luca bei unserem ersten Treffen kaum erlesen. Beim Rechtschreibtest schrieb er „Schbilpas“ für Spielplatz, „Kebursag“ für Geburtstag und „Pärt“ für Pferd. Luca musste große Mühe aufwenden, um den Test für die dritte Klassenstufe überhaupt zu bewältigen. Und doch war Aufgeben für ihn von Beginn an keine Option – das beeindruckte mich.

Luca begann kurz nach unserem Kennenlernen eine Lese-Rechtschreib-Therapie im LOS. Während andere Schüler in seinem Alter bereits kurze Aufsätze schrieben, ging es für Luca erst einmal darum, Laute zu Silben und Silben zu einfachen Wörtern zu verbinden. Während sich andere Kinder in seinem Alter mit dem Übergang auf die weiterführende Schule beschäftigten, sagte Luca zu mir: “Wer hat sich das eigentlich mal ausgedacht, das Lesen und Schreiben? Muss das so schwer sein? Irgendwie muss das doch gehen, das Lesen und Schreiben.“

Und es ging. Über fast sieben Jahre ackerte sich Luca bei uns durch alle Widrigkeiten der deutschen Sprache. Heute besucht er die Berufsschule und ist in der Lage, weitgehend fehlerfrei zu schreiben, in vollständigen Sätzen zu formulieren und Texte sinnentnehmend zu lesen. Wow!

Luca bei uns zu verabschieden, war ein ganz besonderer Moment. Denn Luca gehört zu jenen Schülern, die wir am längsten begleiten durften. Was bleibt, sind viele Erinnerungen an eine sehr intensive Zeit. Dafür sind wir dankbar, denn es sind eben diese Erinnerungen, die unsere Arbeit erst sinnstiftend erscheinen lassen.

Luca, du hast mich nachhaltig beeindruckt! Danke!"

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